Hüftgelenksdysplasie (HD):

Die Hüftgelenksdysplasie (HD) des Hundes stellt eine der häufigsten Krankheit des Bewegungsapparates bei mittelgrossen bis grossen Hunderassen dar. Unter Hüftgelenksdysplasie versteht man eine Fehlbildung der Hüftgelenke. Die beiden gelenksbildenden Knochen, die Gelenkspfanne und der Oberschenkelkopf passen nicht korrekt aufeinander. Die Fehlbildung tritt in der Regel beidseitig auf und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

 

Wie entsteht HD?


Die Entwicklung der Hüftgelenke wird massgeblich durch zwei Komponenten beeinflusst:

 

  1. Erbanlage: Die HD ist ein genetisch bedingtes Leiden. Welche Gene eine Rolle spielen, ist bis heute nicht geklärt. Erwiesen ist hingegen, dass sich HD häufig in Form einer übermässigen Lockerheit oder Instabilität des Hüftgelenkes zeigt, welche die Entwicklung von Arthrose begünstigt. Anders als bei bestimmten Körpermerkmalen und auch bestimmten Erbkrankheiten (u.a. Stoffwechselerkrankungen) ist nicht ein einzelnes Gen verantwortlich. Vielmehr wird die Anlage zur Ausbildung einer HD von verschiedenen Genen beeinflusst. Dies ist auch mit ein Grund dafür, dass es bei der HD kein „Alles-oder-Nichts-Prinzip“, sondern alle nur denkbaren Abstufungen an Schweregraden gibt.
  2. Ernährung: Bei einem Hund mit Veranlagung zu HD ist es möglich, durch eine kalorienmässig zurückhaltende und ausgewogene Fütterung das Ausmass der Krankheit zu mildern. Es ist erwiesen, dass Hunde, die langsam wachsen, weniger schwer an HD erkranken als ihre schneller wachsenden und damit schwereren Wurfgeschwister. Besonders wichtig ist dabei, im Futter ein Überangebot von Kalzium (Futterkalk) zu vermeiden. Als nachteilig haben sich zu energiereiche sowie zu eiweissreiche Fütterung vor allem grossrassiger Hunde erwiesen.

 

Vorbeugung


Übermässige körperliche Arbeit, z.B. zu frühes und zu ausgedehntes Training, wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Hüftgelenke aus. Eine straffe Kruppen- und Oberschenkelmuskulatur durch moderate, gleichmässige Bewegung hingegen ist günstig für die Stabilisierung der Hüften.

 

Wie wird die Diagnose HD gestellt?


Zum Zeitpunkt der Geburt des Hundes ist eine Diagnose noch nicht möglich, da sich die Merkmale der Dysplasie erst im Laufe der Skelettentwicklung bilden. Teilweise sind diese Merkmale bereits im Alter von einigen Wochen bis Monaten feststellbar, eine eindeutige und endgültige Diagnose kann allerdings erst nach Abschluss des Wachstums, also ab einem Alter von 12 bis 18 Monaten gestellt werden.

 

Symptome


Zunehmende Schmerzen bei Spaziergängen; will nicht mehr weit laufen; sitzt häufiger ab; schreit beim Spielen ab und zu auf; unstabiler Gang mit den Hinterbeinen, evtl. hörbares Knirschen der Gelenke, evtl. Klickgeräusche.

Der Tierarzt kann durch eine bestimmte Manipulation ein Schnapp-Geräusch des Gelenkes provozieren, das typisch für eine HD ist. Eine sichere Diagnose allerdings kann erst durch Röntgenaufnahmen gestellt werden.

Aufgrund der Veränderungen auf dem Röntgenbild werden fünf Schweregrade von HD unterschieden.

A = HD-frei

B = Uebergangsform

C = Leichtgradige HD

D = Mittelgradige HD (siehe Bild)

E = Hochgradige HD

 

Folgen von  HD


Bei Bewegung werden die Hüftgelenke regelmässig belastet. Ein stabiles Gelenk erträgt diese lebenslange Belastung problemlos, es bleibt gesund.

Bei einem instabilen oder fehlgebildeten Hüftgelenk jedoch führt die wiederkehrende Fehlbelastung zu Zerrungen der Gelenkskapsel, der Bänder und zur Schädigung, des Gelenkknorpels und der gelenkbeteiligten Knochen. Es entwickeln sich knöcherne Verformungen am Gelenk, welche auf dem Röntgenbild als bleibende Arthrose sichtbar sind. Die Folgen sind Schmerzen im Hüftgelenk, wodurch der Hund versucht die Hintergliedmasse zu entlasten. Diese beiden Mechanismen führen zu Muskelschwund, was die Arthrose weiter fördert, weil dadurch die stützende Funktion der Muskulatur am Hüftgelenk wegfällt. Hunde mit mittel- bis hochgradiger HD sind deshalb meist weniger aktiv. Sie legen sich häufig hin, zeigen Mühe beim Aufstehen und lahmen in der Hinterhand, insbesondere nach längerem Liegen. Im Frühstadium der Krankheit kann die Lahmheit nach den ersten Schritten noch verschwinden. Später zeigen dysplasiegeplagte Hunde bei körperlichen Aktivitäten immer deutlicher Lahmheitsanzeichen.

 

Therapie von HD


Wichtig für die Wahl der richtigen Therapie ist der Zeitpunkt, zu dem die Krankheit diagnostiziert wurde. Bei jungen Hunden (6-16 Monate alt) mit nicht so schweren Fehlbildungen reicht oft eine Bewegungstherapie zum Muskelaufbau, verbunden mit einer Fütterungsumstellung, um schwerere Schäden zu vermeiden oder zu vermindern.

 

  1. Medikamentöse Therapie: Bei älteren Hunden, an deren Hüften sich schon Arthrosen gebildet haben, ist eine die Schmerz- und Entzündungshemmende Therapie das Wichtigste.
  2. PIN Operation: Ein operativer Zwischenschritt zum künstlichen Hüftgelenk ist das Entfernen eines Muskels, die Durchtrennung einer Sehne und das Ablösen von Nervenendigungen von der Gelenkkapsel (PIN). Hierbei handelt es sich um eine sehr effektive Schmerztherapie, denn die beiden Muskeln verkrampfen sich bei dysplastischen Hunden und verursachen einen grossen Teil der Schmerzen. Der Eingriff kann bequem gleichzeitig an beiden Hüftgelenken durchgeführt werden. Der Erfolg der Operation zeigt sich schon Tage danach und hält über Jahre an. Kandidaten für eine PIN-Operation sind jeglichen Alters und haben idealerweise mässige Arthrose. Die Kosten liegen deutlich unter denjenigen einer Hüftprothese.
  3. Femurkopfresektion: Bei dieser Methode wird der Oberschenkelkopf entfernt. Der Körper bildet an seiner Stelle eine bindegewebige Brücke, welche ausreicht, die Hinterbeine normal funktionieren zu lassen. Sofern der Eingriff korrekt durchgeführt wurde und nach der Operation mit intensiver Physiotherapie die Beweglichkeit des Beines erhalten wird, haben die Hunde schnell keine Schmerzen mehr und finden zu normaler Aktivität zurück.
  4. Das künstliche Hüftgelenk: Bei dieser am Tierspital Zürich entwickelten Methode werden der dysplastische Oberschenkelkopf und das dysplastische Acetabulum entfernt und durch Metall und Kunststoff ersetzt. Das Oberschenkelteil wird mit Hilfe einer ausgeklügelten Vorrichtung und Schrauben im Femurschaft fixiert. Das Gegenstück, die künstliche Pfanne, besteht aus einer halbkugeligen Metallschale und einer Kunststofffüllung, in welcher das Oberschenkelteil der Prothese Aufnahme findet und daraus auch nicht ausrenken kann.
[Quelle: tsv-schnuppy]